Auch der Einkaufsmanagerindex rutschte unter die 50-Punkte-Marke – und damit in den roten Bereich und Schrumpfungsmodus – ab. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass sich die Auftragslage unter einer Vielzahl der vor Ort in China aktiven Produzenten im November und Dezember massiv eingetrübt hat.

Die gestrige Meldung, laut der Chinas Wirtschaft gemäß offizieller Daten im Gesamtjahr 2018 um 6,6% gewachsen ist, passte in dieses Bild. Diese Wachstumsdaten lagen zwar im Rahmen der Konsensschätzungen unter Analysten. Trotz allem scheint sich Chinas Wirtschaft von prozentual zweistelligen Wachstumsraten verabschiedet zu haben.

Technologie-Schlüssellieferant leidet unter globalem Nachfragerückgang

Wer sich ein wenig tiefgründiger mit der aktuellen Lage in Chinas Unternehmenssektor befasst, erkennt, wie ernst die Situation zu sein scheint. Beginnen wir mit dem japanischen Hersteller Nidec, einem Unternehmen, das im vergangenen Jahr umgerechnet knapp $15 Milliarden an Umsätzen generierte.

Nidec gehört global betrachtet zu den führenden Unternehmen, welche sich in der Herstellung von Elektromotoren, Industriemotoren, Industrierobotern sowie Vibrationsgerätschaften, die in iPhones zum Einsatz kommen, tummeln. Nidec erweist sich darüber hinaus als weltweit größter Produzent von Festplattenlaufwerken.

Nidec zählt daher zu den Zuliefererbetrieben von Apple und anderen Elektronikherstellern, beliefert allerdings auch den Fahrzeug-, Roboter- und Industrieausrüstungsbereich mit seinen Produkten. Das heißt übersetzt: Nidec erweist sich als einer der Schlüssellieferanten von technologisch ausgereiften Produkten an chinesische Fabriken.

Ende 2018 gab Nidec – wie eine Reihe von Konkurrenten – eine Umsatzwarnung ab, die vor allem auf einer sich abschwächenden Nachfrage unter Fahrzeugbauern und Herstellern von Haushaltsgeräten in China fußte. Insbesondere im November und Dezember sei es, wie aus der Unternehmenswarnung hervorging, zu teils drastischen Nachfrageeinbrüchen gekommen.

Immerhin wurde eine zuvor viel zu optimistische Prognose einfach einkassiert, um den eigenen Umsatzausblick für das aktuelle Fiskaljahr, das am 31. März endet, ganz plötzlich um zehn Prozent zu senken. Somit wird es innerhalb der letzten neun Jahre zum ersten Umsatzrückgang bei Nidec auf annualisierter Basis kommen.

Einzig E-Autos stark in China; Nidec produziert doch lieber außerhalb in Polen oder Mexiko

Laut Nidec beschränke sich der Nachfrageeinbruch jedoch nicht nur auf China. So seien die Auftragseingänge, Verkäufe und Verschiffungen in allen Geschäftssegmenten, in denen das Unternehmen tätig ist, rund um den Globus teils deutlich gesunken. Unter den wenigen Sektoren, von denen in China aktuell noch Stärke ausginge, befinde sich insbesondere der Elektrofahrzeugbereich.

In diesem Sektor klettere die Produktion noch immer, größtenteils aufgrund von massiven Regierungssubventionen, an denen sich dieses Geschäftsfeld nach wie vor erfreue. Trotz allem hat sich Nidec dazu entschlossen, dem Bau von zwei seiner drei ehedem angedachten Werke in China eine Absage zu erteilen.

Zwei der drei Fabriken sollen nun in Polen beziehungsweise Mexiko errichtet werden, um sich aus dem Schussfeld einer potenziellen Verschlechterung des Handelsumfelds zwischen den USA und China zu bugsieren.

Rückgang zeigt sich in verschiedenen Sektoren

Der Nachfrageeinbruch bei Nidec basiert nicht nur auf einer deutlichen Verschlechterung im Smartphone-Umfeld. Vor wenigen Wochen hatten Apple und Samsung Umsatzwarnungen abgegeben. Bei Apple hieß es gar, dass die Stärke des aktuell zu beobachtenden Abschwungs in China durch das Management in keiner Weise vorausgesehen wurde.

Nidec könnte Ausfälle in diesem Sektor locker wettmachen, wenn es nicht zeitgleich auch zu einem deutlichen Nachfragerückgang unter Produzenten in der Fahrzeugindustrie sowie den Herstellern von Haushaltsgeräten käme. Unter anderen in China aktiven Produzenten sieht es häufig nicht anders aus.

Nidec ist nicht alleine – Es hagelt Gewinnwarnungen

Yaskawa Electric, weltweit einer der führenden Hersteller von Industrierobotern – darunter für die Fahrzeugindustrie – gab in der Vorwoche nun bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten eine Gewinnwarnung ab – diesmal kürzte das Firmenmanagement die eigenen Gewinnerwartungen um zehn Prozent.

Hierfür verantwortlich wurde insbesondere eine sich abschwächende Nachfrage sowohl in China als auch in der globalen Halbleiterindustrie gemacht. Wenden wir unser Augenmerk der Kuka Gruppe, Deutschlands größtem Hersteller von Industrierobotern, zu. Vor Kurzem erwarb eine chinesische Firma im Angesicht einer feindlichen Übernahme 95% der Unternehmensanteile.

Auch bei Kuka kam es zu Jahresbeginn bereits zur zweiten Gewinnwarnung innerhalb der letzten drei Monate. Verantwortlich hierfür sei vor allem ein deutlicher Nachfragerückgang in der Automobil- und Elektronikindustrie im vierten Quartal 2018. Last but not least, blies auch Taiwan Semiconductor (TSMC) in das gleiche Horn.

TSMC: Größter Einbruch seit 10 Jahren – Einstellungsstopp & Kosteneinsparung!

Der weltgrößte Kontrakthersteller für Prozessoren warnte davor, dass die Konzernumsätze im laufenden Quartal im Vergleich mit der Vorjahresperiode um 9,1% sinken werden. Werden Sie sich bewusst darüber, dass es sich um den stärksten Einbruch auf Jahresbasis bei TSMC seit dem Finanzkrisenjahr 2009 handelt!

Das Unternehmensmanagement machte für die sich verdüsternde Lage insbesondere einen plötzlichen Nachfrageeinbruch unter Kunden im Bereich von hochpreisigen Smartphones verantwortlich. Die Geschäftskunden von TSMC gehören zum Who´s who in der Branche, darunter Apple, Qualcomm, Broadcom, AMD und Nvidia.

Wie reagiert der Konzern auf die aktuellen Entwicklungen? Die Antwort lautet, dass ein Einstellungsstopp verfügt und strikte Kostenkontrollen eingeführt wurden. Der plötzliche Nachfrageeinbruch in China beschäftigt eine ganze Reihe von weltweit führenden Firmen.

Sinkendes Kreditwachstum – Möglichkeiten der People´s Bank of China begrenzt

Hierzu zählt unter anderem Apple, wo sich die Frage gestellt wird, ob Apple-iPhones der neuen Generation zu teuer sind oder ob der chinesische Verbraucher im Angesicht des Handelskriegs zwischen den USA und China insgeheim gar einen Kaufboykott gegen amerikanische Produkthersteller verfügt haben mag.

Feststellen lässt sich, dass der Nachfrageeinbruch im Technologiesektor längst auch schon auf den Fahrzeug- und Industriebereich übergesprungen zu sein scheint. Und im Hinblick auf die heimischen Industriehersteller handelt es sich um Unternehmen, die Chinas Verbraucher mit allen möglichen Produkten und Alltagsgerätschaften beliefern.

Insbesondere in diesem Sektor haben sich die Entwicklungen über die letzten Monate mit enormem Tempo verschlechtert. Es ist alles andere als ein gutes Omen für die chinesische Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres.

Analysten warnen davor, dass rekordhohe Liquiditätsinjektionen in das heimische Finanz- und Kapitalmarktsystem durch die People´s Bank of China daran kaum etwas ändern werden. Ein Blick auf das Kreditwachstum in China zeigt nämlich, dass dieses Wachstum zuletzt auf das niedrigste Niveau seit vielen Jahren gesunken ist.

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